Sonntag, 8. Juli 2007

Joe

Nach dem Abend gestern stellte ich keinen Wecker und schlafe heute bis 11 durch. Das Mädchen, welches ich beim Einzug aufgeweckt hatte, ist bereits ausgezogen. Der Dicke ist noch da.

Dies ist also der dritte Tag in Sydney und ich habe das Opernhaus noch nicht gesehen! Das muss jetzt nachgeholt werden! Ich gehe die Pitt Street Richtung Norden, es beginnt leicht zu Regnen.
Auffällig ist, dass hier in Sydney manche Leute warten, wenn die Fußgängerampel rot zeigt. Sensation! Die Autos sind aber auch deutlich Rücksichtsloser, sie hupen wenn ihnen einer vor dem Mercedes-Stern über die Straße läuft! (Meist wird einfach sinnlos gehupt). Ich überquere mit einer Asiatin mit Regenschirm die Straße. Keiner geht schneller als der Andere und so geht das ein paar Meter lang. Ich weiß nicht mehr, wer wen angesprochen hat, jedenfalls heißt sie Ye und kommt aus Hong Kong.

Genannt werden möchte sie aber Joe, das ist einfacher. Sie ist seit 3 Wochen in Sydney, ebenfalls Working Holiday Visum und sucht noch Arbeit. In Australien sei alles drei mal so teuer wie in Hong Kong. Nach ein paar Monaten in Sydney will sie weiter. Derzeit wohnt sie in einem Apartment, mit $105/Woche inkl. Strom ziemlich günstig (Ich hätte Sydney deutlich teurer erwartet als Hobart) und in der Innenstadt, aber sehr klein. Zimmerangebote, manchmal nur in chinesischen Schriftzeichen, hängen an vielen Ampeln. Zielgruppe: Wahrscheinlich Studenten.

Ich erwähnte, dass ich das Opernhaus noch nicht gesehen hätte. Sie kommt gleich mit. Von der Westseite des Circular Quay sehen wir uns es an. [Anm.: Anscheinend habe ich kein Foto gemacht, es findet sich keines in meiner Sammlung]. Das Museum of Modern Art, gleich daneben könnte sie mir empfehlen. Sie spricht gebrochenes Englisch, dazu noch sehr leise, aber langsam.

Sie wollte eigentlich zum Markt im Stadtteil "The Rocks", wo wir eigentlich schon sind. Auf dem Markt werden hauptsächlich Souvenirs verkauft, sehr Touristisch. Kaufen kann ich keine, ich müsste sie durch ganz Australien mitschleppen, genauso Joe. Aber es gibt auch gebrannte Mandeln, auch zum Probieren. Und einen Space-Art-Künstler zum Zuschauen.

Danach entdecken wir das "The Rocks Discovery Museum" etwas versteckt in einer Gasse. Es ist nicht sonderlich groß, aber umsonst. Am Interessantesten war ein Film über den Bau der Sydney Harbour Bridge.


Ein interaktiver Schaukasten. Man drückt auf einen Bereich und der Bildschirm zeigt Informationen zum Austellungsstück. Oben links und rechts sind die Kameras, die die Position des Fingers ausmachen. Berühren muss man das Glas nicht, Fingerabdrücke gibt es trotzdem genügend.

Wir machen uns auf den Weg zurück und trennen uns irgendwann. Zurück im Hostel rufe ich Jörg an. Der ist in seinem Hostel und traut sich wegen dem Regen nicht raus. Er wohnt für $27/Tag inkl. Frühstück im "Big Hostel" in einem 8-Bett-Zimmer. Dann bleibe ich auch mal daheim.


Mein 4-Bett-Zimmer. Die beiden oberen Betten sind frei, im linken wohnt der Dicke, vom Akzent her Schotte. Lagert seine Lebensmittel vorm Bett. Der Blaue Sack ist mein Wäschesack, wasserdicht. Rechts unten mein Schlafsack. Und es gibt keine einzige Steckdose! Zum aufladen meines Handys muss ich entweder die Steckdosen auf dem Flur benutzen, wo explizit auf die Diebstahlgefahr hingewiesen wird. Oder man bringt es zur Rezeption, wo die es aufladen. Steckeradapter haben die auch genügend, nur sind nicht immer Steckdosen frei.


Das vermaledeite Fenster geht nicht komplett zu! Oben bleibt immer ein Spalt offen. Das nervt, weil man draußen den gesamten Innenstadtverkehr besser hört. Regelmäßiges gehupe und ab- und zu eine (Feuerwehr-, Krankenwagen-, Polizei- oder was auch immer-)Sirene. Immerhin ist es leiser als das Schnarchen meines Mitbewohners. Auf dem Tisch liegen Werbeschriften speziell für Backpacker. Im "The complete Sydney Tourist Guide" gibt es zwei Seiten Angebote zum Mieten von Frauen. Z.B. eine Männerbegleitung für $500/Std. inkl. Hubschrauber. Andere Anzeigen wollen offensichtlich auf etwas anderes hinaus.
Jetzt ist auch klar was das Hostel mit den "15 free Drinks" meint. Gutscheine für 16 verschiedene Bars, jede auf einer Karte eingezeichnet. Das ist aber keine Leistung des Hostels, sondern einer der Backpacker-Zeitschriften wie "The Gospel". Man bekommt angeblich Rabatt, wenn man nur den Namen der Zeitschrift erwähnt. Mit meinem Studentenausweis hole ich jedoch meist mehr raus.


Das Maze ist wirklich ein Maze (en: Labyrinth). Gänge sind endlos, mehrere parallel, die gleich aussehen, Bereiche haben Farben und das ganze auf zwei Stockwerken. Im Zimmer hängt ein Plan, wo die zwei Männertoiletten ausgezeichnet sind. Die hatten jedoch auch schon bessere Tage gesehen. Nur ein Pinkelbecken und in allen Klos läuft das Wasser. An der Wand eine Checkliste, in der Mitarbeiter eintragen, dass sie kontrolliert haben. Unter anderem steht dort, dass undichte Toiletten gemeldet werden sollen. Anscheinend wollen die nicht.

Das Maze hat an jedem Tag der Woche eine spezielle Aktion. Sonntags ist es der "Movie Marathon". 3 Filme nacheinander. In der TV Lounge stapeln sich die VHS-Kassetten, aber einen DVD-Player gibt es auch. Als ich reinkomme läuft "The Mighty Ducks" von 1992, dann sucht sich wer "Flatliners", dann "Top Gun", der anfangs nicht lief. Habe ich wirklich nichts besseres zu tun?