Samstag, 7. Juli 2007

Live Earth

Morgens, 8 Uhr bei der Chefin. Auch diese findet meine Reservierung im Computer nicht. Sie klärt mich auf, dass bei einer Reservierung eigentlich gar kein Geld von der Kreditkarte abgebucht würde, sondern nur, wenn derjenige nicht kommt. Was ich schon länger vermutete fällt ihr endlich auch ein. Sie sieht sich die Juni-Reservierungen an und findet mich für eine Reservierung ab dem 6. Juni. Sie gibt zu, dass es deren Fehler sei und berechnet nichts für die vergangene Nacht ($24 kosten die 6-Bett-Zimmer, die 4er kosten eigentlich $26).

Ich habe um den 6. Juni herum gebucht habe, wahrscheinlich am 6. Juni selbst. Macht es Sinn am 6. Juni für den 6. Juni zu buchen? Ich war zu dieser Zeit zögerlich nur für eine Reservierung meine Kreditkartennummer herauszugeben. Auf meine Frage, ob ich die zweite Hälfte der Kreditkartennummer per eMail schicken könnte wurde mir nur entgegnet, dass er bräuchte die Kreditkartennummer für die Reservierung. Jetzt mal ehrlich: Ich weiß, dass in dieser Zeit öfter mal "Juny" sagte, wenn ich "June" oder "July" meinte. Auch wenn ich mich bemüht hatte, die Monate nicht zu verwechseln, so kann ich es nicht ausschließen. Es kann durchaus mein Fehler gewesen sein. Falls die Chefin meine Reservierung nicht gefunden hätte, so hatte ich vor für meine kompletten 10 Tage zu bleiben wenn ich für die letzte Nacht nicht noch zusätzlich zahlen müsste. Andernfalls wäre ich in ein anderes Hostel gegangen (mit Ende des Live Earth sollte wieder irgendwo was frei sein). Ob ich die eine Nacht bezahlt hätte? Warum? Die haben doch Geld von mir bekommen.

Also bin ich bis zum 17. Juli geblieben. Auf die Frage, ob ich im selben Zimmer bleiben möchte antwortete ich mit Ja. Warum, das verstehe ich auch im nachhinein nicht. Ich hatte angenommen, dass der Schnarcher nicht ganze 10 Tage bleiben würde.

Themenwechsel: Das "Live Earth"-Konzert. Offiziell begann es um 10:30 Uhr, Dave, Jasmina und ich sind ein bisschen später da. Wir Frühstücken in einem recht teuren Kaffee. "Dine-In" ist etwas teuerer als "Take-Away". Der Höhepunkt war Jasminas aufgeschäumter Apfelsaft und mein aufgeschäumter Orangensaft für je $5. Der Apfelsaft ist grasgrün und wird von Jasmina als "very natural" gelobt. Darauf angesprochen argumentiert sie, es gäbe ja auch grüne Äpfel. Darauf antworte ich nicht!

Vor dem "Aussie Stadium" (Aussie ist der Sponser des Stadions, ein Immobilienmakler) häufen sich die Menschenmassen zum Stadium gehend. Ein paar klevere Geschäftemacher verkaufen 600ml Wasserflaschen von Coles (das wahrscheinlich billigste) für $2. Das ist doppelt so billig wie nachher im Stadion. Den Strichcode auf dem selbst ausgedruckten Ticket kann ich direkt in den Leser der Eingangschranke schieben. Ohne Tasche muss man mich auch nicht durchsuchen. Meine Kamera hatte ich im Hostel gelassen.

Dann muss ich mir meinen Sitzplatz suchen: BAY 47, U4. Das ist wenn man in Richtung Bühne schaut auf der rechten Seite mit Schrägsicht auf die Bühne, allerdings mit guter Übersicht auf das Geschehen im Stadion. Dave und Jasmina sind in BAY 52, ebenfalls auf der rechten Seite, allerdings etwas weiter hinten. Hat etwas gedauert, bis ich das fand. Und nicht ohne einen Service-Mann (nein, keine Security) zu fragen.

Ausser den Sitzplätzen gibt es natürlich noch die Stehplätze. Der Spielplatz ist halbiert, in den vorderen Teil kommt man nur nach Ticketkontrolle. Was haben die Tickets wohl gekostet? Ein paar Videokameras auf bewegbaren Stativen (wie für einen Überflug-Effekt) stehen dort. Im hinteren Teil gibt es einen "Free Water"-Stand. Der gesamte Spielplatz ist von Sicherheitsleuten umrahmt. Noch ist es viel zu leer.
http://www.ctv.ca/gallery/html/fans_070707/photo_0.html

Auf der Bühne war noch etwas Rumgewusel, bis auf den 3 Videoleinwänden eine Ansprache von Al Gore gezeigt wurde. Dass startete die "Blue King Brown"-Band. Auffällig waren deren T-Shirts mit "SAY NO TO NUCLEAR ENERGY"-Aufdruck. Deren Musik war ganz Ordnung.
http://www.ctv.ca/gallery/html/live_earth_20070706/photo_0.html

Nach jeder Band werden alle folgenden Bands immer wieder vorgebetet. Ein paar niedliche Videos werden auf den Bildschirmen gezeigt, z. B. darüber, wann man im Supermarkt eine Plastiktüte verlangen/geben sollte. Oder kurze Ausschnitte von den anderen Konzerten auf der Welt.

Zweite Band ist "Toni Collette & The Finish". Auffälligstes Merkmal: Das Goldkettchen der Sängerin. Mir ist nur ein Lied von ihr hängengeblieben.
http://liveearth.msn.com/le/photos/Australia?photoidx=4

Im gesamten Stadion hängen Plakate mit einer Telefonkurznummer, an die man eine SMS schicken soll. Wenn man z. B. "SOS" verschickt, sagt man zu, eine e-Mail an 5 seiner Freunde zu verschicken. Mit "SHOP" will man nur noch Wiederverwendbare Tüten zum Einkaufen benutzen. In den Pausen wird dann angesagt, wie viel CO2 weniger in die Luft geblasen würde.

Dann kommt "Sneaky Sound System". Im Programmheft wird sie als Dance-Gruppe (als Musikrichtung) beschrieben. Nun, unter "Dance" verstehe ich eigentlich was anderes. Trotzdem sollten mir diese bis zum Ende des Konzerts am Besten gefallen haben. Und endlich hat mal jemand Stimmung gemacht. Nur hier wurde in den vordersten Reihen auch gehüpft! Die Sängerin und den Sänger könnte ich vom anhand ihrer Kleidung als ehesten als "Hippies" beschreiben. Zwischendurch mischt sich ein Aborigine unter die Gruppe. "Sneaky Sound System" ist recht jung und wohl gerade 'Hip' in Australien.
http://www.ctv.ca/gallery/html/live_earth_20070706/photo_2.html
http://liveearth.msn.com/le/photos/Australia?photoidx=5

Das Stadion war endlich voller geworden und nach "Sneaky Sound System" verließ ein Großteil die Fläche und kam auch für die nächste Band nicht wieder. Das Stadion war ausverkauft, 50,000 Besucher. Aber erst jetzt könnte man das auch glauben.

Als nächstes ist "Ghostwriters" an der Reihe. An die erinnere ich mich überhaupt nicht.
http://liveearth.msn.com/le/photos/Australia?photoidx=2

Saß ich am Anfang noch ganz allein auf meinem Plastiksitz, sitzen inzwischen 4 weitere Personen in meiner Reihe. Diese holen sich ab- und zu Bier und Pommes aus den Kiosks unter den Tribühnen.

"Paul Kelly" ist dran. Ebenfalls keine Erinnerung.
http://liveearth.msn.com/le/photos/Australia?photoidx=9

Anfangs waren die Herrenklos noch Frauenfrei. Vor den Frauenklos bildeten sich aber 10m lange Schlangen. Jetzt stehen diese auch vor den Männerklos, von denen die meisten auch je nur eine einzelne Kabine besitzen. Die Schlangen werden dadurch auch nicht kürzer. Sie wachsen stetig an.

Von "Eskimo Joe" war besonders Jystyna begeistert (die nicht mit war). Mich konnte sie nicht vom Plastikstuhl reissen.

Es werden Live-Earth-T-Shirts für $40 verkauft. Sehr gerne würde ich damit in Deutschland angeben, ich müsste es aber die ganzen 11 Wochen mit mir rumschleppen. Die Billabong-Marken-T-Shirts in der Stadt kosten allerdings auch $49. Als ich mich endlich entschied, eines zu kaufen, waren sie ausverkauft. Jedenfalls die für mich interessanten.

An die Musik von "Missy Higgins" erinnere ich mich ebenfalls nicht. Ausser, dass sie mit einem Konzertflügel auftrat. Nur, dass ich von Ihrem Aussehen her etwas anderes erwartete.
http://liveearth.msn.com/le/photos/Australia?photoidx=6

Der Magen knurrt, da können die Pommes noch so teuer sein, ich kaufe sie. Immerhin ist es eine sehr große Portion.

Das "John Butler Trio" saß zwischen einem ganzen Magazin von Instrumenten. Die Musikmischung, weniger am Rock orientiert, gefiel mir sehr gut. Manche Lieder hat ich irgendwo schon mal gehört. Einer von ihnen hatte ebenfalls ein "SAY NO TO NUCLEAR ENERGY"-T-Shirt an.
http://liveearth.msn.com/artists/johnbutlertrio?photoidx=3

"Wolfmother" ist die einzige Band, von der ich vorher schon gehört hatte. Von Imran weiß ich, dass diese schon mal in Hamburg auftraten und einen hohen Eintrittspreis verlangten, obwohl diese hierzulande unbekannt sind. Wie viele waren wohl da? Egal, ich mochte ihren Musikstil jedenfalls überhaupt nicht. Erinnert etwas an AC/DC.
http://www.ctv.ca/gallery/html/live_earth_20070706/photo_9.html
http://liveearth.msn.com/le/photos/Australia?photoidx=8

"Jack Johnson" ist spielt die Musik fast ganz allein. Viele seiner Lieder hatte ich vorher bereits hier in Australien im Radio gehört, ohne zu wissen, wie der Künstler heißt. Sein Musik hat was. Am besten zum Mitschunkeln. Auch später in Deutschland habe ich von ihm Musik im Radio gehört.
http://liveearth.msn.com/le/photos/Australia?photoidx=3

Die letzte Band und das Highlight des Tages war "Crowded House". Ebenfalls ein Name, den ich nicht kannte. Aber hört man erst deren Lieder, weiß man, dass deren Musik bereits um die Welt ging, quasi Oldies. Besonders "Weather With You". Eigentlicfh haben sie sich 1996 aufgelöst, finden sich jedoch zum "Live Earth" wieder zusammen. Sie gaben zwei Zugaben, es hatte jedoch niemand "Encore!" gerufen.

Bis auf die Ansager in den Bandwechselpausen (jedesmal ein anderer, nur der der die Namen der noch folgenden Bands runterlies blieb gleich) wurde die Umweltproblematik eher selten erwähnt, bis schließlich das Konzert um 20:30 endet. Da ich meine Kamera zu Hause gelassen habe (im Nachhinein ärgere ich mich) kann ich keine Fotos zeigen, bevor mir Dave seine zuschickt.

Auf dem Weg zurück zum Hostel treffe ich Jörg. Dieser hatte schon vorher Tasmanien Richtung Melbourne verlassen und ist nun ebenfalls in Sydney (offensichtlich). Er wundert sich, warum ihm plötzlich die Menschenmassen entgegenkamen. Er wusste nicht genau, an welchem Datum der "Live Earth" nochmal stattfand. Jetzt weiß er's.

Mit Allison, Kate und ihrer Mutter (alles Amerikaner, Allison war ebenfalls im vergangenen Semester für ein Auslandssemester an der UTAS) gehen wir in in die Bar "333". Ein recht stylischer Club. Im oberen Stock herrscht eine Kleiderordnung. Später suchen wir noch eine andere Bar. Wir finden den "Löwenbräu Keller" mit gepfefferten Preisen für deutsche Weißbiere. Aber erst als wir die Schlange vor dem Eingang entdecken nehmen wir Abstand und gehen zurück ins "333".

Um 1 Uhr Nachts habe ich schließlich genug und gehe heim. Genervt hat an diesem Abend mich das ganze Gehupe der Autos. Irgendwo hupt immer wer, auch wenn's nichts bringt. Besoffene und kotzende Leute in der Pitt St. Mall. Immerhin war die Polizei präsent. Kotzflecken.