5:45 Uhr, aufstehen, bäh! Zu unser aller Unglück gibt es auch nur eine Dusche, die zweite ist in Reparatur. Meinen Rucksack hatte ich sorgfältig gepackt, allerdings passte nicht alles rein. Die Tüten Studentenfutter und Trockenfrüchte hatte ich in meinen Hosentaschen verstaut. Das war zu Hause, wo ich noch 'Zeit' hatte (Zeit ist relativ). Wie bekomme ich das jetzt alles wieder reingestopft? Ich musste alles auspacken, den meine Packstrategie beinhaltete, den Schlafsack ganz nach unten zu packen. Irgendwie ging es dann doch.
Das hier ist Jörgs Lebensmittelvorrat für 6 Tage.
Das Transit Centre war eine viertel Stunde Fußweg entfernt. Es waren bereits 2 Personen dort, die dem Gepäck und der Kleidung zu urteilen auch den Overland Track machten. Es kamen noch deutlich mehr, so dass der Kleinbus nicht zu leer war. Um kurz nach 7 Uhr ging die Fahrt zum Cradle Mountain Visitor Centre, die übrigens 3 Stunden dauert, los. Das Gepäck kam in einen Anhänger. Hinter uns unterhalten sich zwei Frauen auf deutsch.
20 Minuten Pause in Devonport. Es hat die "Spirit of Tasmania I" (von II) angelegt. Ich hatte mir den Dampfer größer vargestellt, so etwa wie einer der Pötte, die unregelmäßig in Hobart anlegen.
Heute noch nichts gegessen und das Anknabbern der mitgebrachten Vorräte könnte man bereuen? Was macht man? Um die Ecke ist ein McDonalds! Ich war noch nie bei McDonalds Frühstücken! Zwei McMuffins sollten genügen.
Unser Tassielink Kleinbus
Weiter ging's, die ersten Berge des Cradle Mountain National Park sind durchaus beeindruckend. Um etwa 10 Uhr kamen wir am Cradle Mountain Visitor Centre an. Als wir ausstiegen waren wir überrascht, wie frisch es war. Im Bus lief die Heizung und wir liefen im T-Shirt rum. Es könnte etwa 10°C gewesen sein.
Auf Toilette gehen, Wasserflaschen auffüllen. Hier kann man auch noch Ausrüstung kaufen, auf gleichen Preisniveau wie in jedem anderen Outdoor-Laden. Jörg suchte verzweifelt einen Mülleimer für seinen McD-Kaffeebecher. So etwas gibt es hier einfach nicht. Er musste den Kaffeebecher an der Rezeption abgeben, damit die ihn in den eignen Mülleimer werfen.
Eingang des Visitor Centre.
Es fährt ein Shuttlebus (umsonst; wird wohl aus dem Verkauf der Park-Pässe finanziert, den man sich zulegen muss) bis zum Dove Lake. Auf die Frage, wo wir denn austeigen wollten, konnte ich nur antworten, dass wir den Overland Track machen wollten. Also Ronny Creek, da fangen die meisten an. Wieder etwas gelernt.
Der Shuttlebus
"Walkers Registration" in einem Unterstand bei Ronny Creek, damit man im Notfall auch weiß, wer unterwegs ist. Und vor uns ist eine Gruppe mit 16 Leuten. Uff! Und es ist nicht die Hauptsaison. Desweiteren starten noch die beiden deutsch sprechenden Frauen, laut diesem Buch heißen sie Alena und Verena. Dazu noch eine 6er-Gruppe, die wir schon in Launceston getroffen haben und einige Tagesauflügler.
Zu allem bereit!
Der Overland Track - unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2007. Dies sind die Abenteuer von Jörg und Michael, die zu zweit 6 Tage lang unterwegs sein werden, um die wilde Natur zu erforschen, fremdes Leben und neue Gemeinschaften. Tausende Kilometer von der Heimat entfernt, dringen sie in Gegenden vor, in die nur noch nicht so viele Menschen zuvor gesehen haben.
Ich glaub, hier sind wir richtig
Und ich erst recht
Aber ich musste erstmal jammern. Die Wanderung gestern in Launceston hatte mein linker kleiner Zeh nicht so gern. Entweder ist dort ein Splitter drin oder es entwicklet sich die erste Blase. Ist es noch weit?
Rinnsale, Bäche und Flüsse gibt es haufenweise. Austreten soll man mindestens 100m vom nächsten Gewässer entfernt. Diesen Ort gibt es gar nicht! Nach 100m stiefelt man durch den nächsten Bach.
Wasserfälle gibt es folglicherweise auch massenweise. In allen Arten und Formen: Groß, klein, mittelgroß, hoch, niedrig.
Déja-vu. Diese 'Hütte' scheint eine der meist fotografiertesten der Welt zu sein.
Crater Lake
Verena und Alena
Von hier aus ging es aufwärts. Schaut man sich das Profil des Overland Tracks an, erkennt man hier den deutlich steilsten Aufstieg. Noch dazu fing es leicht zu regnen an. Und ich hatte mir den Rucksack zu eng geschnallt, ich spürte starke Seitenstiche. Jörg lief mir davon.
Wieder der Crater Lake, aber von weiter oben
Noch nicht wirklich viel geschafft.
Lake Lilla und Lake Dove kurz vorm "Marion's Lookout"
Wir treffen wieder die 16-er Gruppe. Alle haben haben die gleiche Ausrüstung, teilweise auch beinfrei. Könnte eine Schulklasse sein.
Bis zum Cradle Mountain ging es erstmal bequem weiter. Insbesondere, als ich meinen Rucksack ein bisschen gelockert hatte.
Fluss ohne Brücke. Wie kommt man rüber? Entweder so tun, als gäbe es ihn gar nicht (wie es jemand vor uns machte) oder man sucht sich wie Jörg die schmalste Stelle und springt rüber. Ich bevorzugte es, über hervorstehende Steine zu stolzieren.
Cradle Mountain im Hintergrund
Der Kitchen Hut, man darf nur im Notfall drin schlafen. Drinnen ist es duster. Hoffentlich sind die anderen Huts nicht auch so.
Wie ließen die Rucksäcke im Kitchen Hut und gingen Richtung Cradle Mountain, ein paar Leute waren vor uns. Diese nehmen teilweise nicht den ausgeschilderten Weg, sondern den schnellsten (und steilsten) weg nach oben. Wir nahmen den offiziellen. Gute Entscheidung, denn die anderen mussten auf der anderen Seit wieder runter, bevor sie den Gipfel erreichten. Wir zwar auch, aber längst nicht so viel:
Das 'Tal' im Berg. Aber wo ist der Weg? Richtig, genau dort wo das Geröll liegt (und der Wanderer in der grünen Jacke). Steiler ginge es nimmer mehr. Irgendwo fiel ich auch in eine Lücke zwischen den Steinen. Ein Knie, welches dabei gegen einen Felsen schlug, schmerzte danach etwas.
Blick durch das 'Tal'
Aber es hat sich gelohnt. Freie Sicht, 'wenig' Wolken. Hier der Blick auf "Barn Bluff". Zu dem kommen wir auch noch.
Und für dieses Foto natürlich auch.
Die Gipfelmarkierung mit einer Platte, auf die die Richtungen anderer Berge eingraviert sind. Dabei eine 3er Gruppe, die kurz vor uns ankam. Alle anderen haben vorher aufgegeben. Uns begneten auf dem Rückweg auch Tagesausflügler, dich sich nur bei letzten 25m (5 Bilder vorher) doch nicht trauten.
Es ging weiter, am Cradle Mountain vorbei, zur Seitenroute zum "Barn Bluff"
Leider war es schon kurz vor 16:00 Uhr, bei 17:00 Uhr würde es langsam dunkel werden. Für Hin- und Rückweg werden 3 Stunden veranschlagt. Im dunkeln klettern? Nein danke. Wir eine halbe Stunde weiter zum Waterfall Valley Hut. Wir nahmen uns vor, uns Barn Bluff morgen vorzunehmen.
Das Waterfall Valley Hut. Glück gehabt, dass es nicht so aussieht wie der Kitchen Hut. Im Grunde hat es mich etwas überrascht, welchen Luxus man sich leisten kann.
Es gibt sogar einen Gaspofen. Damit der 45min läuft muss man nur einen Knopf drücken (und die Startflamme entzünden). Ideal zum trockenen der Kleidung, obwohl die nicht wirklich nass war.
So sehen die Schlafplätze aus. Damit 24 Leute rein passen müssen sich 6 Leute eine Ebene teilen. Gut, dass wir nur ca. 14 waren. Dabei war auch eine Gruppe, die vom Lake St. Clair kam (als 'falsch' herum). Die 16er-Gruppe war irgendwo anders, womöglich schon beim Windermere Hut.
Das Klohaus. Im Prinzip 4 Plumpsklos von denen aber 2 geschlossen waren. Die Hinterlassenschaften werden offensichtlich in den Kübeln hinterm Haus mit dem Hubschrauber abgeholt.
Es nennt sich "Composting Toilet" und funktioniert so: Nach jedem Geschäft wirft man eine Tasse Reisspreu hinterher. Es stinkt nicht mal sonderlich.
Dieses Plakat hängt in jeder Toilette an der Wand. Es erinnert nochmals an die Regeln. Leider habe ich kein Foto, auf dem man es auch lesen könnte.
Der Abend wurde recht gemütlich und wir lernten endlich Alena und Verena kennen. Das Thermometer maß draußen 2°C. Da es eben schon so früh dunkel und man mit der Zeit auch nichts anzufangen weiß, gingen wir bereits um ca. 20 Uhr pennen. Es ist gerade mal 10 Stunden tagsüber hell, d. h. wir können uns es nicht leisten, morgens lange liegen zu bleiben.
techn. Details:
Sonnenaufgang: 7:05 Uhr
Startzeit: 10:45 Uhr
Wetter: meist sonnig
Regen: nur kurz
Temperatur: anfangs um die 10°C, am Abend 2°C
Wanderstrecke: 12km
überwundene Höhenmeter: 720m
Laufzeit: ca. 5h 30min
Seitenwege: Cradle Mountain (1.5h, 1545m)
Sonnenuntergang: 17:10 Uhr
Blasen: 1
sonstige Beschwerden: Seitenstiche
Ausrüstungszustand: gut, allerdings leckt meine sich selbst aufblasende Matratze
Nahrungsvorräte: reichlich
am meisten gejammert: Ich
Ronny Creek -> Waterfall Valley Hut in Google Maps