Aber ich hatte ein anderes Problem: Durchfall! Ich vertrug anscheinend das Wasser hier nicht. Regenwasser wird bei den Hütten in großen Wassertanks gesammelt, in denen sich wohl auch ein paar Bakterien wohl fühlen. Daher wird empfohlen, das Wasser vorher 3 Minuten zu kochen. Ich benutzte von jetzt an aber lieber meine Wasseraufbereitungstabletten, auf Durchfall hatte ich keine Lust. Und der Weg zum nächsten Hut ist der längste auf dem Overland Track. Hoffentlich passiert da nichts.
Auf dem Weg fanden wir ein paar wenige gefrorene Pfützen, es musste also unter 0°C sein und zumindest war es das Nachts. Es war stark bewölkt, aber es regnete nicht.
Obwohl wir eine halbe Stunde später als Alena und Verena losgingen, trafen wir sie am nächsten Lookout wieder.
Aussicht am namenlosen Lookout.
Damit war niemand mehr vor uns. Wir kamen erstmals auch durch Wälder. Die Wege in diesen sind deutlich schlechter als auf dem bisherigen Grasland. Baumwurzeln machen den Weg völlig uneben und löcherig, dazu ist es meist matschig. Tritt man auf die falsche Stelle, versinkt man mit dem ganzen Fuß im Matsch. Die Wurzeln und auf den Wegen liegende Stämme sind rutschig. Das führte unter anderem dazu, dass ich auf einem Stamm, der den Weg begrenzte, nach hinten runterrutschte. Dachte ich zuerst, ich könnte mich noch halten, zog mich mein Rucksack auf den Rücken. Ohne die Vegetation hätte ich auch den Abhang runterkullern können. Jörg fand es witzig.
Gemäßigter Regenwald, ausnahmsweise auch mit Weg. Ungefähr hier bin ich auch im Matsch versunken, als ich neben die Bretter trat.
Wasserfälle gab es auch am dritten Tag genug.
Es gibt einen Zeitpunkt, da fragt man sich, wann denn endlich die nächste Hütte kommt. Die Füße geben einem den Wunsch nach einer Hütte deutlich zu spüren. Die Schuhe waren genauso voll mit Wasser gefüllt, wie gestern, obwohl es so gut wie gar nicht regnete. Und das, obwohl meine Schuhe angeblich Wasserdicht sein sollten!
Da wir uns vorgenommen hatten, jeden einzelnen Seitenweg zu nehmen, gingen natürlich auch die 15 Minuten zum Old Pelion Hut. So sieht der Weg dorthin aus:
Wegen dem Matsch wollte Jörg wieder einen Rückzieher machen. Aber dieses mal nicht mit mir! Und so kamen wir doch noch an.
Die Betten. Gut, dass dies ebenfalls auch nur ein "emergency shelter" ist. Übernachten wollte ich hier nicht.
Die Feuerstelle.
Irgendwie gelohnt hat sich der Seitenweg aber auch nicht. Angeblich sollte man hier auch irgendwo schwimmen gehen können. Bei den Temperaturen brachte uns dieser Tipp aber auch nichts.
Der New Pelion Hut war dann auch ganz in der Nähe.
Wir waren schnell, so dass wir trotz des Seitenweges als erstes an der Hütte ankamen. Wir konnten den Gasofen anmachen und uns ein Bett aussuchen, sogar jeder sein eigenes! Sämtliche Fenster und Türen waren bei unserer Ankunft aufgerissen. Ich wüsste gerne, wieso? Hat es dort so gestunken? Ein Schild besagte, man solle den Ofen nicht benutzen, wenn es 10 oder mehr Grad sind. Das Thermometer daneben zeigte 8°C, was dann aber such schnell mehr wurden.
Draußen warteten die Wallabies auf uns, sie liefen nicht mal weg. Wallabies waren aber auch die einzigen Tiere, die wir auf dem Overland Track zu sehen bekamen. Jörg wollte vor allem keine Schlangen (alle 3 Vorkommenden Arten gehören zu den giftigsten weltweit) zu sehen bekommen. Zur Sicherheit hatte er sich "Gaiters" (Gamaschen) von einem der Österreichen geliehen, der schon auf dem Overland Track war. Da ich die Gelegenheit hatte, habe ich mir auch welche von Rune ausgeborgt.
Es war erst 13 Uhr und ursprünglich hatten wir geplant, den Seitenweg zum Mt. Oakleigh zu wandern. Aber zum einen wollten unsere Füße nicht und zum anderen so der Mt. Oakleigh so aus:
Ja, wo isser denn? Wären wir hinaufgegangen hätte wir wahrschinlich genauso viel gesehen wir auf Barn Bluff. Damit war es der erste Seitenweg, den wir nicht gemacht haben.
Die Hütte war für 36 Personen gebaut und entsprechend geräumig. Die anderen kamen nicht lange nach uns hier an, trotzdem waren wir nicht so viele wie im deutlich kleineren Windermere Hut.
Es gab 4 getrennte Bettenräume, mit jeweils 3 Hochbetten.
Von meinem (leichten) Durchfall hatte ich auf dem ganzen Weg nichts mehr gemerkt. Damit das auch so blieb, habe ich eben die Aufbereitungstabletten benutzt. Die färbten das Wasser zwar so braun wie das Wasser auf Maria Island und auch mein "Blatter" (Wasserbeutel) färbte sich unappetitlich. Das war alles aber immer noch besser, als Durchfall zu haben.
Da wir dieses mal Zeit hatten, konnten wir uns das Logbuch mal genauer ansehen. Darin kann man sich verewigen, wann man in der Hütte war und was man vor hat. Im Waterfall Valley Hut (da waren noch Einträge von mehreren Jahren drin) haben wir uns nicht eingetragen, im Windermere Hut schon. Die ersten Einträge waren Ende letzten Jahres. Viele schreiben darüber, dass es hier am 24. Dezember geschneit hätte. Ich sehe draußen nur Regen, der abends einsetzte.
Alena, ich und ein Neuseeländer spielten später noch Karten. Zuerst "Shithead", dann noch Negern, was ich ihnen beibrachte. Anfangs war ich immer König, später der Neuseeländer.
Logbucheinträge:
- Ein Gedicht über Regen, Regen, Regen
- Die Park Ranger erinnern daran, die Hütte sauber zu hinterlassen. Außerdem empfehlen sie, im Fluss beim Old Pelion Hut schwimmen zu gehen. Bitte nicht am New Pelion Hut, die Bewohner des Old Pelion Hut bräuchten auch noch Trinkwasser.
Sonnenaufgang: 7:07 Uhr
Startzeit: 8:30 Uhr
Wetter: dicht bewölkt
Regen: wenig
Temperatur: knapp über 0°C
Wanderstrecke: 17,5 km
überwundene Höhenmeter: 150m
Laufzeit: ca. 5h
Seitenwege: Old Pelion Hut (30min)
Sonnenuntergang: 17:07 Uhr
Blasen: 2
sonstige Beschwerden: Durchfall
Ausrüstungszustand: wieder nass
Nahrungsvorräte: genügend
am meisten gejammert: Jörg
Windermere Hut -> New Pelion Hut in Google Maps